Die Brennnessel: Heilpflanze und Hausmittel in einem

Brennend nützlich: Die Brennnessel ist Heilpflanze, Hausmittel und Lebensraum in einem. Sie hilft bei Entzündungen, stärkt den Körper, bereichert die Küche – und schützt zugleich Insekten. Auch wenn die Berührung unangenehm ist, so hat sie für die Gesundheit doch eine positive Wirkung.

Viele machen einen großen Bogen um die Brennnessel (Urtica) – zu Unrecht. Auch wenn ihre Berührung unangenehm ist, besitzt sie erstaunliche Heilkräfte und vielseitige Verwendungsmöglichkeiten. Schon im Mittelalter nutzte man die Pflanze medizinisch: Das Auspeitschen mit Brennnesseln galt als Hausmittel gegen rheumatische Beschwerden, da es die Durchblutung anregt. Der bekannte brennende Schmerz entsteht durch die feinen Brennhaare, die beim Kontakt mit der Haut ihre reizende Flüssigkeit abgeben.

Brennnessel-Heilpflanze-Hausmittel

Schutzmechanismus der Pflanze und Lebensraum für Tiere

Die Brennhaare der Pflanze sind hohle Röhren, deren Spitzen mit Kieselsäure verstärkt sind. Im unteren Bereich befindet sich eine brennende Flüssigkeit aus Ameisensäure, Histamin und anderen Stoffen. Bei Berührung bricht die feine Spitze ab, dringt in die Haut ein und injiziert die Flüssigkeit – ein ausgeklügelter Schutzmechanismus gegen Fressfeinde.

Doch die Brennnessel ist weit mehr als nur wehrhaft: Sie bietet Lebensraum für über 100 Insektenarten. Schmetterlinge wie Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs legen ihre Eier auf den Pflanzen ab, und ihre Raupen ernähren sich von den Blättern.

Auch Ohrwürmer, Spinnen und Käfer finden hier Schutz und Nahrung – die Brennnessel ist also ein echtes ökologisches Kraftpaket. Wenn sie geschlüpft sind, ernähren sie sich von der Nessel. Anderen Tieren wie Ohrwürmern oder Spinnen dient die Pflanze als Versteck, für viele Käfer ist sie eine beliebte Futterpflanze.

Alles in Einem: Heilpflanze, Hausmittel und Küchenkraut

Die Brennnessel als Heilpflanze

Die Brennnessel gehört zu den ältesten bekannten Heilpflanzen Europas. Ihre Blätter, Samen und Wurzeln enthalten wertvolle Inhaltsstoffe wie Eisen, Kieselsäure, Flavonoide und Vitamine (A, B, C, E).

Brennnesseltee wirkt durchspülend, entzündungshemmend und abwehrstärkend, weshalb er gern bei Blasenentzündungen oder Erkältungen eingesetzt wird.
Er unterstützt zudem die Blutbildung und fördert die Entgiftung des Körpers. Schon früher galt die Pflanze als Stärkungsmittel, um nach Krankheit oder Erschöpfung wieder zu Kräften zu kommen.

Nicht nur die Blätter, auch Samen und Wurzeln sind wertvolle Bestandteile. Die Wurzeln werden bei gutartiger Prostatavergrößerung verwendet, während die Samen essbar und reich an Vitalstoffen sind. Sie lassen sich über Speisen streuen oder ins Müsli geben – ihr nussiger Geschmack erinnert an Sesam. Die Erntezeit liegt im August, wenn die Samen voll ausgereift sind.

Brennessel in der Küche

In der Küche sind junge Brennnesselblätter eine gesunde und schmackhafte Zutat. Beim Kochen verlieren die Brennhaare ihre Wirkung. So können sie problemlos für Suppen, Spinat, Aufläufe oder Risotto verwendet werden. Der Geschmack ist mild-würzig und erinnert leicht an Spinat. Die Blätter sollten jung geerntet werden – am besten im Frühling oder nach dem Rückschnitt.

Wissenswertes und Nutzen im Garten

Die Brennnessel wächst fast überall – bevorzugt auf stickstoffreichen, gut gedüngten Böden, an Wegrändern, Zäunen oder Schutthalden. In Deutschland sind vor allem zwei Arten verbreitet: die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens).

Für den Garten ist sie ein echtes Multitalent. Aus ihren Blättern lässt sich leicht Brennnesseljauche oder Brennnesselsud herstellen – ein wirksames, natürliches Pflanzenschutzmittel und Düngemittel.
Da die Brennnessel stickstoffreiche Böden bevorzugt, gilt sie als Zeigerpflanze, die auf nährstoffhaltige Standorte hinweist.

Trotz ihrer Häufigkeit sollte sie maßvoll gesammelt werden – wie bei allen Wildpflanzen gilt: nur so viel ernten, wie tatsächlich gebraucht wird.

Steckbrief Brennessel

  • Botanischer Name: Urtica dioica (Große Brennnessel), Urtica urens (Kleine Brennnessel)
  • Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
  • Wuchsform: mehrjährige, krautige Pflanze, 30–150 cm hoch
  • Blütezeit: Juni bis Oktober
  • Standort: nährstoffreiche, feuchte Böden; sonnig bis halbschattig
  • Vorkommen: in ganz Europa, besonders an Wegen, Zäunen und Schutthalden
  • Verwendung: Heilpflanze, Hausmittel, Küchenkraut, Naturdünger
  • Inhaltsstoffe: Eisen, Kalzium, Kieselsäure, Vitamine A, B, C, E, Flavonoide
  • Erntezeit: junge Blätter im Frühjahr, Samen im August
  • Besonderheiten: wertvolle Bienen- und Schmetterlingspflanze, Zeigerpflanze für stickstoffreiche Böden

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Veröffentlicht am: 25. April 2020

Über die Autoren:

Das Redaktionsteam unseres Garten-Onlinemagazins beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Gartenarbeit und Pflanzenpflege. In ihren Beiträgen vermitteln sie praxisnahe Tipps und fundiertes Wissen rund um nachhaltiges Gärtnern und saisonale Bepflanzung. Mit einem Blick für das Wesentliche teilen sie ihre Erfahrungen – ob im Nutzgarten, bei Zierpflanzen oder in der Kompostpflege – verständlich und alltagstauglich.

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